Seit Monaten wird in Stockholm wiederholt der Koran öffentlich angezündet, wütende Proteste in islamischen Ländern sind die Folge. Wie konnte die Situation derart eskalieren?
Es begann als einzelne Aktion eines Rechtsextremisten – und gipfelte darin, dass ein aufgebrachter Mob die schwedische Botschaft in Bagdad stürmte. Was anfangs noch als Protest gegen die Politik des türkischen Präsidenten deklariert war, hat längst zu zahlreichen Aktionen von Nachahmern geführt – und zu Empörung in weiten Teilen der islamischen Welt.
Warum also wird derzeit in Schweden so oft der Koran verbannt? Und was für Folgen hat das – für das skandinavische Land und auf der ganzen Welt? Eine Übersicht der Ereignisse.
Die Vorgeschichte: Schweden will in die Nato – die Türkei blockiert
Mit dem 24. Februar 2022 ist die Welt eine andere. Putins Russland überfällt die Ukraine – und zahlreiche Staaten müssen sich mit der Frage auseinandersetzen, was das für ihre Sicherheit bedeutet. Für Finnland und Schweden ist klar: Sie wollen in die Nato. Doch der türkische Staatspräsident Erdoğan sperrt sich, die beiden Staaten unternähmen zu wenig gegen Terroristen. Vor allem an Schweden hat Erdoğan harte Forderungen – unter anderem soll das Land mehrere PKK-Mitglieder, Oppositionelle und kurdische Aktivisten ausliefern.
In Schweden kommt es zu Protesten. Vor allem Exilkurden wollen verhindern, dass die Regierung auf die Forderung eingeht. Mitte Januar 2023 hängen einige von ihnen in Stockholm eine Erdoğan-Puppe kopfüber auf und zünden sie an. Ankara bestellt daraufhin den schwedischen Botschafter ein.
21. Januar 2023: Ein Rechtsextremist zündelt – Erdoğan poltert
Am 21. Januar versammelt sich ein gutes Dutzend Menschen vor der türkischen Botschaft in Stockholm. Im Verlauf des Protests zündet der rechtsextreme Politiker Rasmus Paludan einen Koran an. Paludan hat die schwedische und die dänische Staatsbürgerschaft – und schon in der Vergangenheit auf Veranstaltungen den Koran verbrannt. Er hatte in der Anmeldung zur Veranstaltung erklärt, sein Protest richte sich gegen den Islam und den Versuch des türkischen Präsidenten, die Meinungsfreiheit in Schweden zu beeinflussen.
Die Türkei reagiert scharf. Es handele sich um einen islamfeindlichen Akt, der sich gegen Muslime richte. Erdoğan sagt: »Wenn ihr der Türkischen Republik oder dem religiösen Glauben der Muslime keinen Respekt zollt, dann könnt ihr von uns in Sachen Nato auch keine Unterstützung erhalten.«
Übereinstimmenden Medienberichten zufolge stammt die Idee für Paludans Demonstration vom schwedischen Rechtsnationalisten Chang Frick. Dieser soll auch die Anmeldegebühr bezahlt haben. Bis 2014 belieferte Frick demnach die russische Propagandaagentur Ruptly mit Videos.
Anfang Februar: Eine weitere Organisation will einen Koran verbrennen, darf aber nicht – vorerst
Darf man in Schweden auf einer Demonstration einen Koran verbrennen? Anfang Februar wird dies zu einer Frage für schwedische Gerichte: Anlass ist der Wunsch der kleinen und wenig bekannten Organisation Apallarkerna, mit einer Koranverbrennung vor der türkischen Botschaft gegen den schwedischen Nato-Beitritt zu protestieren. Auch ein Privatmann will eine solche Aktion anmelden. Die Polizei untersagt die Kundgebungen, Schweden sei nach Paludans Aktion »Ziel mit höherer Priorität für Angriffe« geworden.
Ein Stockholmer Gericht kippt das Verbot im April, eine generelle Bedrohungslage reiche nicht aus , die Demonstrationen zu untersagen. Im Juni werden die Verbote schließlich auch von einem Berufungsgericht verworfen. Wer in Schweden im Rahmen einer Demonstration einen Koran verbrennen will, kann das nun tun. Und das sind einige, wie sich zeigt.
28. Juni: Nun zündelt ein Iraker – Proteste in Bagdad
Am 28. Juni kommt es in Stockholm zu einer weiteren Koranverbrennung. Ort des Geschehens ist aber mitnichten die türkische Botschaft, und es geht auch nicht um den schwedischen Nato-Beitritt: Ein nach Schweden geflüchteter Iraker will stattdessen auf diese Weise ein Verbot des Korans erreichen.
Vor der Großen Moschee tritt er mehrmals auf das Buch ein und schwenkt dabei die schwedische Fahne. Dann steckt er Schinkenstreifen in das Buch und verbrennt einige Seiten daraus. Es ist der erste Tag des islamischen Opferfestes Eid al-Adha.
In der Folge kommt es zu erbosten Reaktionen in weiten Teilen der islamischen Welt: Marokko ruft seinen Botschafter zurück, Iran und Irak bestellen jeweils die schwedischen Vertreter ein. In Teheran und Bagdad kommt es zu Demonstrationen, schon damals stürmen in der irakischen Hauptstadt Demonstrierende die schwedische Botschaft. Auch Papst Franziskus äußert sich, er sei »wütend und angewidert«.
Aktuell: Die Lage spitzt sich zu
Der Nächste bitte: Für diesen Donnerstag genehmigt die Polizei in Schweden eine weitere Koranverbrennung – diesmal soll das Buch vor der irakischen Botschaft verbrannt werden. Schon im Vorfeld gibt es heftige Reaktionen. In Bagdad stürmt eine wütende Menge die schwedische Botschaft und legt Feuer. Auf Aufnahmen ist dichter Rauch zu erkennen. Das schwedische Außenministerium teilt später mit, alle Mitarbeitenden seien in Sicherheit.
Das irakische Außenministerium verurteilt die Erstürmung. Allerdings droht das Land mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Schweden, sollte erneut ein Koran angezündet werden. Bagdad habe die schwedische Regierung »gestern über die diplomatischen Kanäle informiert, dass sie auf einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zusteuert, falls es erneut zu einer Verbrennung des Korans kommt«, erklärte das Büro von Ministerpräsident Mohammed Schia al-Sudani.
Worum es schon lange nicht mehr geht: Schwedens Nato-Beitritt. Recep Tayyip Erdoğan hat längst erklärt , seine Blockade aufzugeben.
Bagdad habe die schwedische Regierung »gestern über die diplomatischen Kanäle informiert, dass sie auf einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zusteuert, falls es erneut zu einer Verbrennung des Korans kommt«
Die haben wohl nicht genug Vertrauen in ihren Gott, dass dieser eine solche Sünde selbst bestraft. Die wissen vermutlich insgeheim, dass der geflüchtete Atheist in Wirklichkeit Recht hat und da oben niemand auf Wolken wohnt.
In allen Kulturen ist das Heilige das, was nicht verschmäht, beschmutzt, beleidigt etc. werden darf. Da ist der Islam in vielfältiger Gesellschaft.
In Deutschland zb Autos.
Ich zitier mal eine bekannte Band: 'Da oben wartet kein Mann mit Bart und die Jungfrauen haben grad abgesagt"
In allen Kulturen ist das Heilige das, was nicht verschmäht, beschmutzt, beleidigt etc. werden darf. Da ist der Islam in vielfältiger Gesellschaft.
In Deutschland zb Autos, wie beim Aufruhr um die Aktionen der letzten Generation zu bezeugen.
In allen Kulturen ist das Heilige das, was nicht verschmäht, beschmutzt, beleidigt etc. werden darf. Da ist der Islam in vielfältiger Gesellschaft.
In Deutschland zb Autos.
Autoritäre Herrscher verstehen nicht, wie Meinungsfreiheit funktioniert. Was eine Nachricht.
Autoritäre Herrscher verstehen nicht, wie Meinungsfreiheit funktioniert.
Dabei sollte man meinen, dass bei den ganzen Flaggenverbrennungen der letzten Jahrzehnte die darin geübt sind.